Karl Neumann: Glaubenskurs Online17. Glaubensbrief, April 2004:

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Jesus endet am Galgen

Ja, Jesus endet am Galgen, das muss ich einmal ganz krass sagen - denn das Kreuz ist ein Galgen.

Mel Gibsons grausamer Film

Szene aus dem Film von Mel Gibson: "Die Passion Christi"
Mel Gibson:
"Die Passion"

Ich habe den Film von Mel Gibson über die Passion Christi noch nicht gesehen; habe mir nur im Internet einen kleinen Eindruck verschafft (www.thepassionofthechrist.com). Grausam sei dieser Film, hört man. Blutig sei er, nicht zum Ansehen. Aber genau so war das Ende Jesu am Kreuz: grausam, blutig, nicht zum Ansehen.

Darum geht es mir, ehrlich gesagt, durch Mark und Pfennig, wenn ich sehe, wie das Kreuz Jesu zum Spielzeug degradiert wird, zum Piercing- oder sonstigen Schmuck, von Leuten, die an Jesus so wenig glauben wie an den Weihnachtsmann. Hier wird das Kreuz Jesu missbraucht, so empfinde ich es.

Szene aus dem Film: "Die Passion Christi" von Mel Gibson 

Aber auch die Christen gebrauchen das Kreuz Jesu oft gedankenlos. Sie haben sich schon so daran gewöhnt, dass sie sich gar nichts mehr dabei denken. Es ist oft nicht mehr als ein Abzeichen, ein Zimmerschmuck. Es soll möglichst schön sein. Ein schöner Galgen?

Das kommt auch daher, weil viele Christen gar nicht mehr wissen, wie schrecklich das Kreuz Jesu war. Sie glauben an den "lieben Heiland", der ans Kreuz stieg, um alle Menschen zu erlösen. Oder sie sehen das Kreuz als Lebensbaum, als Siegeszeichen, das mit Perlen und Edelsteinen geschmückt ist. Das ist alles natürlich nicht falsch, sondern eine tiefe Sicht des Glaubens.

Das Kreuz wird zu rasch verklärt

Nur übersehen sie dabei leicht die harte geschichtliche Realität. Sie überspringen sozusagen die Außenseite und sehen nur die verklärte Innenseite. Aber es ist gut, zunächst bei dieser realistischen Außenseite anzufangen.

Zuerst einmal: Das Kreuz bedeutet das völlige Scheitern Jesu. Sie müssen sich das einmal vorstellen: da tritt einer auf, der sich von Gott gesandt weiß, mit einer Botschaft an ganz Israel. Und er findet Anklang. Viele laufen ihm nach, nicht wenige glauben an ihn.

Aber das Blatt wendet sich. Die Massen bleiben aus, seine Botschaft wird von den meisten abgelehnt. Die Gegner schmieden Pläne, ihn umzubringen. Er wird verhaftet, weil einer seiner engsten Freunde ihn verrät. Seine Jünger fliehen. Die jüdische Obrigkeit verurteilt ihn zum Tod, die Römer peitschen ihn aus und schlagen ihn ans Kreuz.

Eine unmenschliche Tortur

Das Kreuz war eine unmenschliche Tortur. Dicke Nägel wurden durch die Hand- und Fußgelenke geschlagen. Die Wunden rissen auf durch das Gewicht des Körpers, der in den Nägeln hing. Der Verurteilte konnte die Qual in den Handwunden nicht mehr ertragen und "stützte" sich auf die Fußwunden, die dann natürlich erbärmlich schmerzten. Bald konnte er auch das nicht mehr ertragen, und so ging es hin und her, bis die Atemnot unerträglich wurde. Viele Stunden hing Jesus so am Kreuz, bis er starb.

Doch das war "nur" die körperliche Seite. Es wird berichtet, dass unter dem Kreuz seine Gegner standen, und er in seiner Qual noch ihren Spott anhören musste. Er schaute auf sein Lebenswerk zurück: Seine Botschaft abgelehnt, seine Jünger geflohen, er selbst als Verbrecher verurteilt und vor der ganzen Welt bloßgestellt. - Und Gott, den er seinen Vater nannte, der ihn gesandt hatte, griff nicht ein, ließ ihn hier elend sterben.

Kreuz mit Eselskopf

Das war die geschichtliche Realität. Jesus endet am Galgen. Ja, das Kreuz war schlimmer als ein Galgen. Es war die schlimmste und schimpflichste Todesstrafe, welche die Römer kannten. Römische Bürger durften nicht am Kreuz sterben, nur Sklaven und andere Ehrlose.

ein Gemälde von Matthias Grünewald: "die Kreuzigung"

Kein Wunder, dass die urchristlichen Missionare ausgelacht wurden, von Juden wie Griechen und Römern, als sie verkündeten, der Messias und Sohn Gottes sei diesen schmachvollen Tod am Kreuz gestorben. Das schien der beste Beweis, dass er weder Messias noch Sohn Gottes war.

Um diese Zeit wäre niemand von den Christen auf die Idee gekommen, das Kreuz zum Zeichen des Christentums zu machen. Das geschah erst viel später. Verständlich auch, dass man sich am Anfang scheute, so etwas Schreckliches wie das Kreuz darzustellen. Es wäre zum Gespött geworden wie die berühmte Spottfigur in Rom, aus der Zeit der Verfolgungen. Einer ritzte in die Wand einen Gekreuzigten mit einem Eselskopf und kritzelte darunter: "Alexander verehrt seinen Gott". So wurden die Christen verspottet, die einen gekreuzigten Gott verehrten.

Selbstverständlich ist das nicht alles, was ich über das Kreuz Jesu zu sagen habe. Aber es ist wichtig, die Realität der Kreuzigung so schockierend darzustellen, wie sie war. Weil sie unter all dem Goldglanz oft übersehen wird.

God bless you

Ihr Karl Neumann
neumann@glaubensinformation.de