13. Glaubensbrief, Dezember 2003:
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Protest aus LiebeJesus der Provokateur. Jesus der Antiklerikale. In seinem Gleichnis vom barmherzigen Samariter kam der Priester am schlechtesten weg - siehe den letzten Glaubensbrief. Der Hohepriester hat ihn schließlich zum Tod verurteilt, und die Pharisäer und Schriftgelehrten versuchten oft und oft, ihn aufs Glatteis zu führen, und wurden mehr und mehr seine erbitterten Feinde. Warum? - Es gibt eine Geschichte, an der Sie das sehen können:Wie ertappte SchuljungenEs ist Sabbat, der jüdische Ruhetag. Jesus geht in die Synagoge und nimmt am Gottesdienst teil. Da sitzt dort in den vordersten Reihen ein Mann, dessen Hand gelähmt war. Jesus sieht, wie man aufpasst, was er jetzt tun wird. Am Sabbat sollte man ruhen, das stand in den 10 Geboten. Aber die Schriftgelehrten hatten um dieses Gebot einen weiten Zaun gezogen und eine Menge Tätigkeiten aufgelistet, die alle am Sabbat verboten sein sollten. Z.B. einen Menschen zu heilen, denn das, so sagten sie, war ärztliche Tätigkeit. Alle waren gespannt: Was wird Jesus tun? Jesus kneift nicht. Er sagt nicht leise zu dem Mann: Komm nachher mal in die Sakristei, da werde ich sehen, was ich für dich tun kann. Sondern er sagt zu ihm: "Steh auf und stell dich in die Mitte!". Da steht er nun wie in einer Arena. Jesus duckt sich nicht. Er sagt offen zu den Umstehenden: "Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten?" Die Gegner schweigen. Was sollen sie auch sagen? Die
Antwort ist klar: Gutes zu tun, kann nicht verboten sein. Gott hat den
Sabbat doch nicht eingerichtet, um die Leute zu hindern, Gutes zu tun
und jemand zu heilen. Das kann doch nicht der Sinn des Sabbats sein. So
zerschlägt Jesus das Netz der juristischen Spitzfindigkeiten, das die
Schriftgelehrten um den Sabbat gezogen haben. Er sagt: Die Liebe geht
vor, das Helfen geht vor. Spürt ihr das nicht? In Jesus lebt ein elementares MitgefühlDie Geschichte zeigt, warum Jesus provoziert. Nicht aus jugendlichem Übermut, wohl aber aus Mut. Er tritt für den leidenden Menschen ein, den die sogenannten Frommen ganz übersehen in ihrem Eifer für das Gesetz. In Jesus ist ein elementares Mitgefühl lebendig. Und es macht ihn wütend, dass die Frommen so oft weniger Mitgefühl haben als andere. Da liegt einer halbtot am Weg. Der Priester geht vorbei, der Fremdling hilft. Das war nicht nur ein erfundenes Gleichnis, Jesus hat so etwas leider immer wieder erlebt. Die Evangelien sind voll von Geschichten, wo Jesus Menschen heilt und ihnen hilft. In Scharen kamen die Kranken zu ihm, sodass er und die Jünger oft nicht einmal Zeit zum Essen fanden. "Als er aus dem Boot stieg und die vielen Menschen sah", schreibt Markus, "hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben" (6,34). Die sogenannten SünderNoch viel mehr Mut brauchte Jesus, um eine andere
Gruppe von Menschen zu lieben: die sogenannten Sünder. Hieran nahmen
die Pharisäer und Schriftgelehrten noch viel mehr Anstoß. Zu den
Sündern gehörten die Prostituierten. Sie waren auch gesellschaftlich
geächtet, vor allem in einer Männergesellschaft, wo nur die Frau ihren
Ruf verlor. Auch die Zöllner gehörten dazu, die für die verhasste
Besatzungsmacht der Römer Steuern eintrieben. Doch die Provokation war nötig, um den Leuten einen Denkzettel zu verpassen. Um ihnen zu sagen: Die Liebe steht über dem Gesetz. Die Liebe, und nichts anderes, ist der Sinn des Gesetzes. Das ist der Jesus, der mir gefällt: der Freie. Der Mutige. Der Liebende. Kann er auch Ihnen Mut machen? Mut, Ihre Freiheit zu gebrauchen? Mut zu lieben? Es grüßt Sie herzlich neumann@glaubensinformation.de |