52. Glaubensbrief - September 2010   PDF-Zeichen als PDF-Datei (110 kB)

Treue
   

Zueinander stehen - durch alle
Schattierungen des Lebens hindurch

Treue – das Wort klingt in der heutigen Zeit ein wenig verstaubt. Wer die Jugend ansprechen will, wird wohl kaum viel von Treue reden. Unsere moderne Zeit verändert sich so schnell. Da muss man eher für den Wechsel und für Neues bereit sein.
Und noch schlimmer: das Wort „Treue“ spielte in der Nazi-Ideologie eine wichtige Rolle. Dem Führer treu sein, hieß es. „Unsere Ehre heißt Treue!“ – das war die Parole der SS. Treu bis zum Massenmord, treu bis zum Untergang!

Der treue Zeuge

Ist ein derart beschmutztes Wort noch zu retten? Ich glaube trotz allem: ja. Lange bevor die Nazis auf die Idee kamen, das Wort „Treue“ zu missbrauchen, hat die Bibel von Treue gesprochen. Und zwar vor allem von der Treue Gottes, nicht so sehr des Menschen. Gott hat mit seinem Volk einen Bund geschlossen, am Berg Sinai. Der Bund verlangt von beiden „Parteien“, dass sie treu sind. Treu wie die beiden Partner im Ehebund. Doch das Volk Israel ist immer wieder untreu geworden, es hat sich immer wieder mit anderen Männern (sprich: Göttern oder Götzen) eingelassen, und die Propheten versuchten, es zur Treue zu ermahnen, oft vergeblich. So verheißt Gott dem Volk, das den ersten Bund gebrochen hat, einen neuen Bund. Jesus Christus ist der Mittler dieses neuen und universalen Bundes. Er spricht beim Letzten Abendmahl über den Becher mit Wein die Worte: „Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lukas 22,20). Christus verbürgt die Treue Gottes, er wird selbst „der treue Zeuge“ genannt (Offenbarung des Johannes 1,5). Ein schönes Wort, finde ich.

Die Treue Gottes fordert die Treue des Menschen. Die Offenbarung des Johannes beginnt mit sieben Briefen an sieben christliche Gemeinden. Sie waren offenbar schon länger christlich, sind aber jetzt in Gefahr, lau zu werden oder sogar abzufallen. Wozu Christus sie ermahnt, ist Treue: „Ich werfe dir aber vor, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Bedenke, aus welcher Höhe du gefallen bist. Kehr zurück zu deinen ersten Werken!“ (Offenbarung des Johannes 2,4 f).

Ich sehe viel Abfall in unserem Land

Entdecke hinter verhangenem Himmel
Christus, das lebendige Licht

Doch jetzt schlage ich eine Brücke zurück in die heutige Zeit. Ich sehe viel Abfall vom christlichen Glauben in unserem Land. Jeder, der die Augen aufmacht, kann das in seiner eigenen Umgebung sehen. Oder sogar bei sich selbst. Vielleicht ist er (oder sie) als Kind noch sonntags in die Kirche gegangen, aber jetzt schon lange nicht mehr. Vielleicht hat ihm Jesus früher viel bedeutet, jetzt kümmert er sich kaum noch um ihn. Oder er hat eine solche Wut auf die Kirche, die so viel altmodischen Kram mit sich herumschleppt und ein so übles Bild in der Öffentlichkeit abgibt, dass er sagt: „Mit dieser Kirche habe ich nichts mehr zu tun!“. Aber er merkt nicht, dass er dabei ist, darüber auch seinen christlichen Glauben zu verlieren.

Der christliche Glaube ist für mich eine Sache der Treue. Ich rede jetzt vor allem zu jungen Menschen. Lass Dich nicht verwirren von dem Sturm, der Dir ins Gesicht bläst, wenn Du Christ bist. Lass Dich nicht verwirren von all dem, was man über die Kirche sagt, und oft mit Recht sagt. Der Kern des Christentums ist nichts anderes als der lebendige Christus. Halte ihm die Treue. Verlass ihn nicht, wenn auch die Schar, die zu ihm hält, immer kleiner werden sollte. Werde ihm nicht untreu, auch wenn sein „Bodenpersonal“ Dir manchmal Anlass dazu geben mag. Er ist Dein bester Freund im Leben und im Sterben, und Freunde sollten treu sein. So sagt Jesus Christus auch zu Dir, was er in der letzten Schrift der Bibel sagte: „Sei treu bis in den Tod, dann werde ich dir den Kranz des Lebens geben“ (Offenbarung des Johannes 2,10).

Diesen „Kranz“ wünsche ich Euch
und grüße Euch vielmals

Euer
Karl Neumann