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Glaubensbrief
- September 2009
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Christenverfolgung –
heute!
Christenverfolgung. Wenn ich dieses Wort höre, denke ich an die Römerzeit. Ich denke an das Kolosseum in Rom, an eine fanatische Menge, die schrie: „Die Christen vor die Löwen!“ Und ich denke an die zahllosen Martyrer, die für ihren Glauben in den Tod gingen. Diese Zeit ist längst vorbei. Das verfolgte Christentum wurde zur vorherrschenden Religion im römischen Reich, im Mittelalter, und ist auch heute die bei weitem größte und verbreitetste Religion der Erde. Die am meisten verfolgte Religion Das Christentum ist nicht nur die größte, es ist auch die am meisten verfolgte Religion. 75 % aller Menschen, die aus religiösen Gründen verfolgt werden, sind Christen. Und mehr noch: mehr als 80 % aller, die aus religiösen Gründen umgebracht werden, sind Christen. Es gibt keine Religion, die mehr verfolgt wird als das Christentum. Und das nicht unter Kaiser Nero oder zur Blütezeit des Kommunismus, sondern heute. Der jüngste Fall ist wohl allen bekannt: drei junge Frauen und eine Familie wurden im Jemen entführt. Im Juni d. J. fand man die verstümmelten Leichen der drei Frauen, von denen zwei Schülerinnen einer deutschen Bibelschule waren. Was war geschehen? Wir wissen es nicht. Aber Anzeichen deuten darauf hin, dass die Entführer den Eindruck hatten, die Frauen wollten missionieren. Und das ist in den meisten islamischen Ländern streng verboten. Denn in vielen islamischen Staaten steht auf dem Übertritt zum Christentum (gleich Abfall vom Islam) die Todesstrafe. So warten z.B. auch in Pakistan Christen auf ihre Hinrichtung, weil sie angeblich jemand zum Abfall vom Islam verleitet hätten – oder auch, weil sie angeblich den Propheten Mohammed beleidigten. Ein Moslem, der seinem christlichen Nachbarn schaden will, braucht nur solches zu behaupten, und schon gerät der Christ in Todesgefahr. Die verheerenden Folgen des letzten Golfkriegs
Das Land mit der schlimmsten Christenverfolgung ist der kommunistische
Wahnsinnsstaat Nordkorea, aber gleich danach kommen die islamischen Länder
Irak, Saudi Arabien, Iran, Afghanistan und Sudan. Noch immer der Kommunismus Doch es sind nicht nur islamische Länder, welche die Christen verfolgen und diskriminieren. Nordkorea hatte ich schon als traurigen Rekordhalter der Christenverfolgung genannt. In dem kommunistischen China besteht die Politik der Regierung darin, die Religionen unter vollständiger Kontrolle zu halten. Die Christen, die sich das gefallen lassen, können ihren Glauben relativ frei ausüben. Die strikt romtreue katholische Kirche dagegen wird verfolgt und muss im Untergrund leben, ebenso die protestantischen Hauskirchen. Die Geistlichen dieser beiden Kirchen haben oft viele Jahre im Gefängnis verbracht. Noch strikter ist die Religionspolitik des kommunistischen Vietnam. Hier gab es und gibt es einen numerus clausus für Studenten, die Priester werden wollen. Hätten wir doch nur in Deutschland solche Probleme wie einen numerus clausus für Theologiestudenten! Hindu-Extremisten wollen das Christentum vernichten Zum Schluss will ich von einer der schlimmsten Christenverfolgungen
berichten, und zwar durch eine Religion, die als ein Muster an Toleranz
gilt. Ich spreche vom Hinduismus in Indien. Was ist der Hintergrund einer solch schrecklichen Christenverfolgung? Für die fanatischen Hindus gilt der Grundsatz: Indien ist ein hinduistisches Land, und andere Religionen haben dort nichts verloren. Der Zorn richtet sich also auch gegen den Islam, aber dieser ist zu stark, um ihn anzugreifen (obwohl es auch da einzelne blutige Pogrome gibt). Dazu kommt, dass viele Christen zur untersten Schicht der indischen Gesellschaft gehören, zu den Dalit, den „Unberührbaren“. Diese wurden von den Hindus mit ihrem Kastensystem systematisch ausgebeutet. Seit sie Christen sind, stärkt ihr Glaube ihnen das Rückgrat, sodass sie sich nicht mehr so leicht ausbeuten lassen. Und das ärgert natürlich die Hindus, deren Zorn sich gegen die christliche Mission richtet. Warum schweigen unsere Politiker? Christenverfolgung – heute! Es ist auch heute so, wie uns der Meister vorausgesagt hat: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ (Johannes 15,20). Und die Verfolgung trifft alle christlichen Konfessionen. Das stärkt die Ökumene. Uns trifft das gleiche Schicksal, also müssen wir zusammenhalten. Aus der Solidarität im Leiden kann und soll eine ökumenische Solidarität werden. Und auch unsere Solidarität mit den verfolgten Christen ist gefragt. Warum setzt sich kaum jemand für die verfolgten Brüder und Schwestern ein? Warum kommen unsere Politiker, wenn sie jene Länder besuchen, nicht (oder nicht deutlicher) auf die verfolgten Christen zu sprechen? Würden bei uns die Muslime so verfolgt und diskriminiert wie dort die Christen – die islamische Welt würde Kopf stehen! Aber umgekehrt juckt es anscheinend niemand. So möchte ich es mit meinen schwachen Kräften jedenfalls versuchen, auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Im Gebet verbunden |