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Glaubensbrief
- September 2008
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„Lassen Sie sich nichts
gefallen!“ Die Bergpredigt Jesu wird viel gelobt – aber wer lebt im Ernst danach? (Sie steht bei Matthäus im 5. bis 7. Kapitel.) Hältst du die andere Wange hin, wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt (5,39)? Gibst du dem, der dir das Hemd wegnehmen will, auch den Mantel dazu (5,40)? Kurz: Handelst du, wie Jesus gesagt hat: „Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand!“ (5,39)? Wird man hier nicht dazu aufgefordert, sich alles gefallen zu lassen?
Aber: „Lassen Sie sich nichts gefallen!“ nennt sich ein Buch, das heute viel gelesen wird. „Sag nicht Ja, wenn du Nein sagen willst“ heißt ein anderes. Eine ganze psychologische Populärwissenschaft stößt ins gleiche Horn: Du musst lernen, dich zu wehren. Das Leben ist hart, du musst lernen, dich zu behaupten, musst deine Rechte kennen, dich durchsetzen. Nur keine Minderwertigkeitsgefühle! Ist das nicht das Gegenteil von dem, was Jesus in der Bergpredigt sagt? Und steckt darin nicht auch ein Stück Wahrheit? Kann man mit der nachgiebigen Haltung, die Jesus offenbar verlangt, in der heutigen Welt durchkommen? Und selbst wenn man nicht „durchkommen“ und keine Karriere machen will, ist ein gesundes Selbstbewusstsein und eine gesunde Selbstbehauptung nicht für die seelische Gesundheit wichtig? Der Christ soll doch lebenstüchtig sein und nicht mit Minderwertigkeitsgefühlen herumlaufen. Wie kann man Bergpredigt und Psychologie vereinbaren? Ich weiß, dass das für nicht wenige Christen ein wirkliches Problem ist. Wie soll man es lösen? Ich habe einmal folgende Antwort gehört: Jesus sprach zu Menschen mit stabilem Selbstbewusstsein
Das alles ist nun wirklich nicht die schwächliche Nachgiebigkeit, als die wir es oft missverstehen, und es ist mit den Zielen der Psychologie, ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen, sehr wohl vereinbar. Ich denke manchmal: Jesus hat in der Bergpredigt zu Menschen gesprochen, die seelisch robust und gesund waren. Die Bauern und Fischer, die ihm zuhörten, hatten keine Probleme, ihre Aggressionen zu äußern und sich im Leben durchzuschlagen. Solchen Menschen musste er sagen: Verzichte auf Rache! Wenn du geschlagen wirst, schlag nicht zurück, sonst wird der Kreislauf des Bösen nie durchbrochen. Schlag dem Aggressor ein Schnippchen, indem du ihm mehr gibst als er fordert, dann ist er erst mal platt. Aber zu seelisch kranken Menschen müsste Jesus anders reden. Für sie ist ja passive und ängstliche Nachgiebigkeit das, was ihnen sowieso am nächsten liegt. Es ist Ausdruck und Symptom ihrer kranken Seele. Sie sind in Gefahr, die Weisungen Jesu misszuverstehen und falsch zu gebrauchen. Wie beides zu vereinbaren ist, kann man an Jesus selbst sehen. Er war der liebevollste Mensch, war in seiner Passion „wie ein Lamm, das man zur Schlachtbank führt“ (Apostelgeschichte 8,32). Aber er war kein Weichei, konnte, wenn es sein musste, Aggressionen zeigen, z.B. gegen die Verlogenheit der Pharisäer. Er war ein seelisch robuster und gesunder Mensch. An ihm könnten sich manche Frommen ein Beispiel nehmen. Und manche „Unfrommen“ ebenso. Die olympischen Spiele in Peking sind vorbei. Meine chinesischen Freunde waren richtig stolz auf die grandiose Eröffnungs- und Abschlussfeier. Auch Ferien und Urlaub dürften vorüber sein. So wünsche ich euch einen guten und gesunden Start zurück in den Alltag. Euer |