Karl Neumann: Glaubenskurs Online14. Glaubensbrief, Januar 2004:

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Der Schlüssel
Jesus heilt - eine Radierung von REMBRANDT
Ich denke, jeder Mensch macht sich sein eigenes Bild von Jesus.

Mein Bild? Ich habe es in den letzten zwei Briefen gezeichnet. Es ist der Jesus, dem keiner zu klein ist und keiner zu schwach. Der Jesus, der die Menschen liebt, aber deshalb noch kein Softie mit Engelsgesicht ist. Wenn es sein muss, legt er sich mit den Mächtigen an.

Ich wäre mal neugierig, welches Bild Ihr (Du/Sie) von Jesus habt. Jede Zeit sieht doch andere Seiten an ihm. Welche Seiten sind denn heute "in"? Darüber könnte man sich doch mal austauschen. Ich bin auf Eure Meinung gespannt!

 

War Jesus ein Revolutionär?

Es ist noch nicht lange her, da hat man Jesus zum Revolutionär gemacht. Zu einem Che Guevara oder Camillo Torres. Und es ist auch noch nicht allzu lange her, da war Jesus der große Führer, so ein bisschen wie Adolf Hitler. Aber Jesus war weder ein Che Guevara noch erst recht ein Adolf Hitler. Er war weder ein Linker noch ein Rechter. Ja, er faszinierte die Leute. Aber man kann diese Faszination, etwa seine Furchtlosigkeit und sein Eintreten für die Menschen, man kann das nicht einfach aus seinem menschlichen Charakter heraus verstehen. Der Schlüssel ist Gott.

 

Die Sensation

Gott war das große Abenteuer seines Lebens. Jesus hat nicht geheiratet, seine ganze Leidenschaft galt Gott, den er seinen Vater nannte. Von ihm hat er zu den Leuten geredet. Das muss spannend gewesen sein, denn die Leute liefen ihm nach, um seine Geschichten über Gott zu hören. - Ja, er sprach von Gott in Geschichten.

Was sagte er über Gott? Vor allem etwas, das wie eine Sensation klang: "Das Reich Gottes ist nahe". Klingt für uns nicht gerade wie eine Sensation, vermute ich. Wohl aber für seine jüdischen Zuhörer. Die beteten jeden Sabbat in der Synagoge, dass Gott seine Königsherrschaft kommen lasse. Aber wann wird das sein? Wohl in weiter Ferne, so wie wir uns das Ende der Welt vorstellen.

Nun sagt Jesus: Das große Ereignis ist jetzt eingetroffen. "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe" (Markus 1,15). Die Zeit des Wartens ist vorüber. Die Verheißungen der Propheten sind erfüllt. Gott ist dabei, seine Herrschaft sichtbar zu machen. Und ich, Jesus, bringe sie.

 

Was heißt denn "Reich Gottes"?

Wir hätten sicher gerne eine Definition, was Jesus genau mit Reich Gottes meint. Aber er gibt uns keine. Er redet vom Reich Gottes meist in Gleichnissen, eben in Geschichten.

Das Reich Gottes ist wie eine kostbare Perle; wie ein Schatz, vergraben in einem Acker; wie ein kleines Senfkorn, das aber gewaltig wächst; wie ein Sauerteig, der eine Masse von Teig durchdringt...

Außer den Gleichnissen gibt es noch eine andere Möglichkeit: das Reich Gottes wird sichtbar in den Taten Jesu. Bei den Taten und Wundern Jesu darf man nicht nur sein Mitleid mit den Menschen sehen. Nein, sie zeigen, dass das Reich Gottes im Kommen ist. Gott zeigt bereits seine Herrschaft: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden geheilt. Die Herrschaft Gottes ist das Heil der Menschen. Sie unterdrückt nicht, sondern befreit. So befreit Jesus die Leute von Krankheiten, von Dämonen, von Sünde.

 

Warum er mit Sündern isst

Der verlorene Sohn - ein Gemälde von REMBRANDT

Auch seine Mahlzeiten mit den Sündern und Ausgestoßenen sind nicht Marotten eines Außenseiters, der gerne provoziert. Sie sind nichts anderes als Zeichen des Reiches Gottes. "Gott lädt auch euch ein in sein Reich, und nicht nur die Frommen", sagt er den Sündern. Es ist ein großes Freudenfest, weil die Sünder wie der Verlorene Sohn heimkehren. Und die Frommen sollten sich doch mitfreuen und mitfeiern. Aber sie taten es mitnichten. Sie wollten im Reich Gottes unter sich sein und glaubten nicht, dass Gott den Sündern eine Generalamnestie gewährte. Wofür hatten sie sich denn schließlich angestrengt?

Doch Jesus kannte Gott besser. Er nannte ihn ja seinen Vater, und wer sollte den Vater besser kennen als der Sohn? - Doch damit habe ich schon die nächste Stufe angerührt: Wer ist denn dieser Jesus selbst, der es wagt, so von Gott zu sprechen?

Dann bis zum nächsten Mal
Ihr/Euer Karl Neumann

neumann@glaubensinformation.de